GET racing

Formula Student Hockenheim

Tag 1: Ankunft am Campingplatz

Nach unserer letzten Testfahrt am Bilster Berg, vier Tage vor der Abfahrt nach Hockenheim, hatte unser Motor einen Totalschaden (abgebrochene Zahnflanken im Getriebe). Dadurch standen die Zeichen für Hockenheim schlecht. Wir musste also am Wochenende vor dem Event noch einmal den gesamte Motor tauschen. Böse Erinnerungen an das Jahr 2011 wurden wach, als uns ähnliches passierte. Viel arbeit war zu erledigen um den Motor und alle Anbauteile auszubauen, inspezieren und einen neuen Motor einzubauen. Dienstag morgens ging es dann Richtung Süden, mit dem geliehen Anhänger und Transporter der Josef Gwose GmbH. Noch müde, aber trotzdem motiviert kam das Team um ca. 14 Uhr  in Hockenheim an. Da die Arbeiten am Auto noch nicht ganz fertig waren, mussten noch einige Dinge in den Pits erledigt werden. Das bedeutete, schnell auspacken, Zelte aufbauen und ab in die Pits um das Scrutineering vorzubereiten.

Tag 2: Scrutineering und einige mehr oder weniger große Probleme

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Eine fast durchgearbeitete Nacht und viele müde Gesichter später konnten wir uns am Mittwoch Nachmittag endlich dem Scrutineering stellen. Jedoch haben wir in der Eile ein paar Kleinigkeiten übersehen, weshalb diese nachgebessert und erneut vorgezeigt werden mussten. Am späten Abend konnten wir dann endlich den begehrten Sticker des Scrutineerings auf unser Auto kleben und zum sogenannten Tilt Table vorrücken. Bei diesem Test wird das Auto auf eine kippbare Hebebühne gestellt und um bis zu 60 Grad Schräglage gekippt. Dabei wird geguckt ob einerseits der Schwerpunkt des Autos tief genug sitz um nicht in schnellen Kurven umzukippen und andererseits ob alle Flüssigkeitsbehälter (Benzin, Öl, Wasser) dicht sind. Da es allerdings schon spät am Abend war mussten wir dieses leider auf den nächsten Tag verschieben.

Tag 3: Der Tank, der uns das Leben schwer machte

Auf dem Tilt Table am nächsten morgen dann die Hiobsbotschaft: Der Benzintank hatte beim Motortausch Haarrisse bekommen und somit undicht. Aufgrund unserer Speziellen Materialwahl (Aluminium, Glasfaservertärkter Kunststoff) konnten wir diesen vor Ort leider nicht reparieren. Doch da halfen auch keine langen Gesichter oder Resignation, wir machten uns sofort daran einen neuen Tank aus einfachem Baustahl zu bauen. Die Aufgaben wurden unter allen Teammitglieder deligiert, sodass der Tank in Rekordzeit gebaut werden konnte. An dieser Stelle auch nochmal ein herzliches Dankeschön an das Team aus Krefeld die uns im Spirit der Formula Student bis 6 Uhr Nachts dabei unterstützt haben.

Tag 4: Wie sehen eigentlich Tage ohne Probleme aus?

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Nach dem Einbau am nächsten Tag zierte der  Tilt-Table Aufkleber nun auch unser Auto. Dann standen erstmal die Statischen Events an, bei denen es darum geht einer Jury aus Technik, Finanzen und Marketing von den eigenen Konzepten zu überzeugen. Unsere Ideen wurden dabei durchweg als gut betrachtet nur haben wir in der hektik des Motorschadens die Hälfte unserer Präsentationsunterlage vergessen. So rutschten wir beispielsweise beim “Cost Event” auf Platz 46 ab, obwohl wir in einem Teilbereich die 6. beste Punktzahl erzielten. Dann gegen Nachmittag der nächste Schock beim Noise-Test: zu laut! Das nächste Problem das wir zu lösen hatten. So wurde eine weitere Nachtschicht eingeleutet und ein “db eater” gebaut und in unserem Endschalldämpfer eingesetzt.

Tag 5: Endlich ein leiser, jedoch noch nicht eingestellter Wagen

I93A4721.jpgAm Samstag gegen halb 11 haben wir nun auch den Motor ein wenig leiser machen können und waren auf dem Weg zum erneuten Noise-Test. Ergebnis: Punktlandung! Es fehlte also nur noch ein Aufkleber und ein Test, damit wir endlich an den Dynamischen Events teilnehmen durften. Jedoch lief uns langsam die Zeit davon, denn das Acceleration war nur bis 13 Uhr geöffnet. Halb 12, den finalen Test, den Braketest mit bravour bestanden und nun zügig in die Reihe für das Acceleration anstellen. Aufgrund der fehlenden Motoreinstellung, bedingt durch den Motorwechsel und db eater, verlief diese Disziplin leider nicht so gut und es wurde nur ein Platz im hinteren Feld. Auch das direkt darauf folgende Autocross Event, bei dem man eine Runde auf einer abgesteckten Rennstrecke absolvieren muss, verlief aus gleichem Grund nicht so gut. Dieses Problem ließen uns nur ziemlich langsame Rundenzeiten fahren, aber wichtiger war es jedoch daran teilzunehmen und eine Zeit zu haben, mit der man sich für das Endurance qualifiziert.

Tag 6: Wird der FS213 das Endurance bestehen?

Sonntag. Endurancetag. Der Tag, der im Team schon oftmals zu Enttäuschungen geführt hat. Bisher gab es noch kein Auto in der gesamten Vereinsgeschichte, dass jemals den harten Torturen während des Endurance überstanden hat. Mal sprang der Motor nicht mehr an, mal war die Batterie leer durch den laufenden Kühler oder das Wassersystem war undicht. Doch dieses mal haben wir vorgesorgt, alle Eventualitäten vorausgesagt und Abhilfe geschaffen.

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Und dann kam das Rennen. Der erste Teil verlief nach zwei Eingewöhnungsrunden, in denen unser erster Fahrer Kevin Breuer mit weiteren Problemen bei der Gasannahme zu kämpfen hatte, ganz gut. Wir waren zu diesem Zeitpunkt des Endurance das schnellste Auto mit einem Verbrennungsmotor auf der Strecke und konnten mit 95, 3 Sekunden die bis dahin beste Zeit fahren. Nachdem die ersten neun Runden überstanden waren folgte der bei allen gefürchtete und für viele Ausälle verantwortliche Fahrerwechsel. Christoph Deussen sollte das Fahrzeug übernehmen und wurde in den Wagen geschnallt. Außerordentliches Lob dafür kam diesmal vom Streckensprecher der die kurze Zeit auffiel, die wir benötigen um alle Ergonomischen Bauteile auf unseren zweiten Fahrer einzustellen. Dann kam die Stunde der Wahrheit und der Schalter zum Starten des Motors wurde umgelegt. Der Motor orgelte und sprang sofort an und der Wagen fuhr wieder los. Erleichterung bei allen Teammitgliedern – bei allen außer jenen die direkt am Wagen standen. Der Schalter für die Kühlung stand beim losfahren auf “Off” und das bei Temperaturen von über 35° Celsius im Schatten. Wenn also unser zweiter Fahrer dies nicht sofort bemerkt, würde die Fahrt sehr schnell wieder enden. Jedoch drehte das Auto problemlos Runde um Runde. Der Schalter musste also kurz nach dem Restart vom Fahrer wieder umgelegt worden sein. Allgemein machte Fahrer Nummer 2 seine Sache sehr gut und fuhr den Rennwagen nicht mehr am Limit, den die Anweisung lautete “Fahr das Ding sicher nach Hause”. Wir wollte nur noch das Endurance bestehen und somit in die Vereinsgeschichte eingehen. Nach weiteren neun Runden dann die schwarz-weiß-karierte Zielflage:

Das Gefühl als ob alle 1000 Steine des letzten Jahres, die sich auf dem Herzen gesammelt haben, auf einmal gefallen sind, machte sich breit. Euphorie machte sich breit. Nach insgesamt 18 Runden war alles klar, der FS213 war der erste Wagen von GET racing, der das Endurance bestehen sollte. Die Freude war ungebrochen und jedes Teammitglied kann stolz sein, ein Teil dieses großen Schrittes nach vorne gewesen zu sein.

An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an alle unsere Sponsoren, Familien und Alumni, die uns immer wieder geholfen haben, sei es Mental oder mit Wissen. Wir freuen uns schon auf die nächste Saison!

Ergebnisse:

Business Plan Presentation: Platz 51/75

Cost Analysis Event: Platz 46/75

Engineering Design: Platz 62/75

Skid Pad: Platz 59/75

Acceleration: Platz 62/75

Auto Cross: Platz 51/75

Endurance: Platz 36/75

Fuel Efficiency: Platz 41/75

Event Overall: Platz 61/75

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